Dr. Papageorgiou: Herr Landsjöaasen, ich freue mich außergewöhnlich, Sie heute begrüßen zu dürfen. Da Sie aus der Filmbranche kommen und Ihre Branche genauso, wie die ästhetische Chirurgie, zu einem großen Teil von der Erscheinung lebt, erhoffe ich mir ein interessantes Gespräch. Aber fangen wir von vorne an. Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen ?
Herr Landsjöaasen: Ja also, ich glaube so wie die meisten Abiturienten, fragt man sich im Sommer nach der Hochschulreife dann zum ersten Mal mehr oder weniger ernsthaft: Was mache ich jetzt in meinem Leben? Also erstmal Abi Note abwarten und dann sehen was man damit anfangen kann. Das war damals Ende der 90er Jahre. Die Welt war damals noch etwas ruhiger als heute, kein Internet, keine Handys. Ebenfalls verspürten wir Jungerwachsene keine existentiellen Druck, ich meine finanziell ging es meiner Familie gut und man musste jetzt nicht sofort arbeiten um zu überleben. Wir hatten einfach mehr Zeit uns Gedanken zu machen.
Dr. Papageorgiou: Ich komme ja aus der gleichen Zeit und stimme mit Ihrer Einordnung überein. Ich glaube wir waren einfach den Umständen entsprechend anders drauf. Sehr viel weniger karriereorientiert als heute. Ich zum Beispiel, hatte direkt einen Studienplatz für Jura bekommen, diesen jedoch nie wahrgenommen und mich dann in Richtung Medizin umentschlossen. Und diesen Entschluss bin ich gefolgt. Diese Entscheidung ist mir nicht schwer gefallen. Es war eine leichte Entscheidung und ohne größere Besprechungen mit meinen Eltern. Die waren wohl rückblickend der Meinung: Lass ihn mal seinen Weg gehen. Also obwohl meine Eltern mich im Studium finanziell unterstützten, ließen sie einen doch frei entscheiden.
Herr Landsjöaasen: Das kann sein. Bei mir stellte sich dann schnell die Frage: Akademisch oder Praktisch? Ich selber beschäftigte mich damals intensiv mit der Philosophie und merkte, auch da gibt es die geschrieben Philosophie und die gelebte. Ich entschloss mich in Richtung gelebte Philosophie und landete dann halt anstatt in der Uni in Fächern wie Kunst Geschichte oder Philosophie gleich in der Filmbranche. Man muss anmerken ich bin in Köln geboren und Köln war damals nunmal das Filmzentrum der BRD.
Dr. Papageorgiou: Wie ging es dann weiter?
Herr Landsjöaasen: Nach einigen Praktika bekam ich dann eine Anstellung bei Carmeo in Köln.
Dr. Papageorgiou: Carmeo ist doch auch so ein Ausdruck für besonderen Einsatz oder so oder?
Herr Landsjöaasen: So ähnlich, ja, als Carmeo bezeichnet man in der Filmbranche, wenn ein Top Filmstar oder andere Berühmtheit einen bewusst nur sehr kurzen Auftritt in einem Film hat. Zum Beispiel: Stellen Sie sich vor ein ganzer Film dreht sich um eine Liebesbeziehung, beide Hauptdarsteller relativ unbekannt sowie der Rest der Darsteller und während dieses Paar z.B. am Rhein sitzt und sich gegenseitig selbst analysiert schlendert Christoph Daum die Rheinterrassen entlang und fragt kurz nach Feuer für seine Zigarette.
Dr. Papageorgiou: Das kommt super, das gibt dem ganzen eine andere Dimension. Auch ein bisschen so, jetzt wo der Star da ist, bekommt das alles eine Bedeutung, oder?
Herr Landsjöaasen: Ja genau.
Dr. Papageorgiou: Wie ging es weiter?
Herr Landsjöaasen: Wir hatten schon interessante Projekte. Zum Beispiel unser Film “Das weisse Rauschen” mit dem damals noch nicht sehr bekannten Schauspieler Daniel Brühl war ein krasser Erfolg. Nicht auf kommerzieller Ebene so sehr, wie auch auf Understatement Ebene in der Filmszene.
Dr. Papageorgiou: Den hatte ich mir angeschaut. Der Film beschreibt ja die verschiedenen Stadien und Ebenen der Schizophrenie, des Betroffenen und der Umgebung. Genial. Unsere Psychologie Professoren an der Medizinischen Fakultät haben uns damals diesen Film empfohlen. Der Hauptdarsteller Brühl hatte ja nach diesem Film eine sehr steile Karriere. Also eine Art Carmeo, nur umgekehrt.
(beide lachen)
Dr. Papageorgiou: Meine Episoden werden immer länger, daher jetzt ohne Herleitung: Was halten Sie von Bildern, ich meine Filmbilder, Nachrichtenbilder, Werbebilder, Kunstbilder, Portraits, also Bilder allgemein ?
Herr Landsjöaasen: Gut, dann versuche ich mich ebenfalls kurz zu halten. Bilder sind halt Bilder. Insbesondere wenn die Bilder einen Zweck erfüllen sollen. Man muss sich halt auch über die Macht der Bilder bewusst sein. Sobald ein Bild einen Zweck erfüllen will, muss dieses ja zwangsläufig gestellt werden oder ein passendes aus Abermillionen gefunden werden welches den Zweck erfüllen kann. Hollywood ist halt Hollywood und nicht das wahre Leben. In der heutigen Zeit mit Instagram und Filtern etc. verwischt diese Grenze immer mehr, beziehungsweise fällt es insbesondere den jüngeren Usern schwer, zwischen Bildfiktion und Realität zu unterscheiden.
Dr. Papageorgiou: Das kenne ich aus dem Bereich der Brustvergrößerung, dann werden da mittels Photoshop etc. die Bilder super präsentiert und nicht die realen, die ebenfalls sehr gut aussehen, aber halt nicht perfekt. Und ich glaube, das perfekte zu propagieren ist realitätsfern.
Herr Landsjöaasen: Bei Ihnen geht das ja in den Bereich der Werbung, wo alles suggeriert, dass alles perfekt ist, ob jetzt wegen dem Produkt oder dem Operateur.
Dr. Papageorgiou: Die Leichtigkeit der Werbebilder halt. Was halten Sie von Werbebildern ?
Herr Landsjöaasen: Ja, Werbebilder halt, ja klar… Aber ich glaube, Werbebilder sollte es geben, jedoch in einer etwas realitätsnäherin Ausführung. Dieses Perfekte ist auch für den Produzenten letztendlich ein trojanisches Pferd. Deine Probleme lösen sich halt nicht durch den besten Kaffee der Welt, das ist halt komplexer.
Dr. Papageorgiou: Was halten Sie von Kunstbildern?
Herr Landsjöaasen: Ich liebe Kunst. Und ich begeistere mich für diese. Da gibt es halt auch die reine Kunst, wie die reine Musik. Es ist etwas, was tiefer greift und interessanterweise insbesondere von Kindern direkt erkannt wird.
Auf der anderen Seite gibt es Kunst, die oft erklärt werden muss. Die Kunst, die man erklären muss, ist für mich keine Kunst.
Dr. Papageorgiou: Herzlichen Dank Herr Landsjoasen für dieses wundervolle Gespräch.