Dr. Papageorgiou: Grüße dich Evi, du bist ja Statistikerin und seit Jahren auch in der Marktforschung und Marktanalyse tätig. Wir kennen uns seit langem also sind wir direkt beim Du. Schön,dass du dir die Zeit genommen hast.
Evi Fresh: Ich freue mich auf unser Gespräch. Ich verfolge deinen Blog und bin gespannt.
Dr. Papageorgiou: Mein tägliches Brot sind ja plastisch chirurgische Eingriffe. Die Statistik sagt ja, dass sich meine Arbeit aus ca. 60% Liposuktionen, 20% Oberlidstraffungen und die restlichen 20% aus anderen Eingriffen zusammensetzt.
Evi Fresh: Und, ist das so ?
Dr. Papageorgiou: Naja, es kommt drauf an. Also denke ich an meine Zeit in Berlin zurück, ja dann muss ich sagen, so 50% der Eingriffe waren Fettabsaugungen und andere straffende Operationen am Körper, 25% der Eingriffe waren am Gesicht und an den Augenlidern, und die restlichen 25% waren Brustchirurgie. Ja so ganz falsch ist das nicht.
Evi Fresh: Und wie ist das jetzt in deiner neuen Praxis in Bern ?
Dr. Papageorgiou: Naja wir sind ja gerade am Anfang und recht neu in der Schweiz. Also glaube ich haben wir noch nicht wirklich valide Daten. Was ich meine, unsere Zahlen sind nicht nicht soviele, dass diese eine wirkliche Einschätzung erlauben.
Evi Fresh: Da hast du etwas sehr wichtiges intuitiv richtig verstanden. Die Statistik ist ein sehr gutes Verfahren um Sachen einzuordnen hat aber immer bestimmte Vorraussetzungen, bzw. viele Parameter müssen korrekt berücksichtigt werden damit die Statistik die Realität widerspiegeln.
Dr. Papageorgiou: Das sieht man ja bei politischen oder sozialen Meinungsumfragen. Da spielt die Wortwahl der Frage einen unglaublich wichtige Rolle.
Evi Fresh: Korrekt. Es spielt eben auch eine wichtige Rolle welches Ergebnis gesucht oder anders gesagt erwünscht wird.
Dr. Papageorgiou: Das ist ja in der Medizin ähnlich. Da gibt es eine sehr bekannte Studie von der Harvard Universität, die einen direkten Bezug zwischen Sponsor und Studienergebnis offenbart hat. Also grob zusammengefasst, je mehr Geld die medizinische Studie von dem Auftraggeber erhält, desto positiver fällt das Ergebnis für die Geldgeber aus.
Evi Fresh: Logisch, sobald ein Geldgeber auch Interesse an einem bestimmten Ergebnis hat, besteht hier ja bereits vor der Studie ein Interessenkonflikt. Also je unabhängiger eine Statistik oder eine Studie ist, desto valider ist diese. Es ist jedoch kaum mehr zu durchblicken, von wem Studien in Auftrag gegeben werden und welches Ergebnis erwünscht war oder welches nicht. Sobald eine Studie einen Interessenkonflikt hat, hat diese eben auch an Glaubhaftigkeit massiv verloren.
Dr. Papageorgiou: Es gibt ja so ein bekanntes Zitat von Churchill: „Ich glaube nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe.“
Beide lachen
Evi Fresh: Ja, legendär.
Dr. Papageorgiou: Wann geht es uns Menschen denn statistisch gesehen gut?
Evi Fresh: Das ist kaum zu beantworten und wird ja alle paar Jahre unter neuen Kriterien diskutiert: finanziell, familiär, Selbstverwirklichung, Freiheit, positiver Stress, Aktivität, Spiritualität, Krieg und Frieden, Alter usw. Ich glaube diese Frage ist statistisch nicht zu beantworten. Aber ich versuche es mal. Wir Statistiker habe ja einen ganz eigenen Humor.Ein Mensch, der hat ja so grob 36 Grad Körpertemperatur, nimmt man also einen Menschen und steckt 50% seines Körpers in den Ofen und die anderen 50% in den Kühlschrank, und man regelt die Temperaturen so, dass am Ende eine statistische Körpertemperatur von 36 Grad entsteht, dann geht es diesem Menschen statistisch gesehen sehr gut.
Beide lachen
Dr. Papageorgiou: Hervorragend! Das ist das beste, was ich in meinem Leben über Statistik gelernt habe. Vielen Dank Evi.
Evi Fresh: Es war mir ein Vergnügen.